von Viktoria Steinhauser, MSc
29. August 2019
Umstrukturierungen, Innovationen, Veränderungen, Unsicherheiten beschreiben in den meisten Unternehmen aktuell den Arbeitsalltag. Ausgelöst durch die Digitalisierung, Globalisierung, Industrie 4.0 befinden wir uns gerade in einer sich schnell verändernden Welt, die oft mit dem Begriff VUCA beschrieben wird. Ursprünglich im militärischen Bereich verwendet steht VUCA für die Worte:
- Volatility: allgemeine Schwankungen
- Uncertainty: Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit von Begebenheiten
- Complexity: Komplexität von Systemen und Wissen
- Ambiguity: Uneindeutigkeit und Widersprüchlichkeit
Zum einen bietet die VUCA -Welt großes Potential für Innovationen und beschert uns eine sehr spannende Zeit. Die Anforderungen für Mitarbeiter*innen ändern sich dadurch jedoch in einem enormen Tempo: oftmals wechselnde Projektteams, organisatorische Veränderungen, widersprüchliche Ziele, Einführung neuer Geschäftsmodelle und Technologien, uvm.
Nicht selten lösen solche Situationen bei dem einen oder anderen Gefühle von fehlender Stabilität, Unsicherheit und Angst aus. Wird dies zum Alltag, führt es zu dauerhaften Stressbelastungen, die erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Hohe Herzfrequenz und Blutdruck sowie die Ausschüttung von Stresshormonen können langfristig zu einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte führen. Weitaus unbekannter sind aber die neurologischen Veränderungen, die mit chronischem Stress einhergehen: So kann es zu Umstrukturierungen in Gehirnarealen kommen, die negative Auswirkungen auf die kognitive Leistung und das Erinnerungsvermögen haben und auch das Risiko für Depression und Angststörungen steigern.
Die Konsequenzen von hohen Stressbelastungen betreffen dabei nicht nur die Mitarbeiter*innen sondern auch das gesamte Unternehmen. Am offensichtlichsten zeigt sich das durch häufigere und längere Krankenstände. Ebenso sinken die Produktivität, die Innovationsfähigkeit und das Engagement, wenn die Stressbelastung zu hoch ist.
Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeiter*innen die Möglichkeit, an Sportkursen teilzunehmen, meist aber eher, um ihnen ein „Mitarbeiterzuckerl“ zu bieten als um tatsächlich positive Auswirkungen herbeizuführen. Die Bedeutung und Wichtigkeit von regelmäßigem Training für ein erfolgreiches Handeln in der VUCA Welt wird dabei oft nicht bedacht: Menschen, die regelmäßig Sport treiben – und hier sprechen wir nicht vom Trainingspensum eines Leistungssportlers, sondern von 1-2 Sporteinheiten pro Woche – zeigen weniger Stressreaktionen in herausfordernden Situationen. Zum einen ist dies in einer geringeren Cortisol-Ausschüttung und niedrigeren Herzfrequenz begründet. Vor allem konnte allerdings gezeigt werden, dass die Stimmung von Menschen, die Sport treiben, weitaus besser ist, als der Gemütszustand von jenen, die inaktiv sind – was sich wiederum im Engagement der Mitarbeiter*innen niederschlägt. Für die Herausforderungen in der VUCA Welt ist auch die Wirkung von Sport auf das Selbstvertrauen und die Selbstwirksamkeit nicht zu unterschätzen. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sind der Überzeugung, auch schwierige Situationen aus eigener Kraft bewältigen zu können: eine Eigenschaft, die in einer VUCA Arbeitswelt auf jeden Fall von Vorteil ist.
Yaribeygi, H., Panahi, Y., Sahraei, H., Johnston, T. P., & Sahebkar, A. (2017). The impact of stress on body function: A review. EXCLI Journal, 16, 1057–1072. https://doi.org/10.17179/excli2017-480
Deuster, P. A., & Silverman, M. N. (2013). Physical fitness: a pathway to health and resilience. U.S. Army Medical Department Journal, 24–35.