Sport und unser Gehirn (3)
Entsprechend unserem Schwerpunkt Sport und Gehirn befassen wir uns heute mit dem Thema Selbstwirksamkeit und ihrer Bedeutung im höheren Alter. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass ein Bündel aus drei Fertigkeiten die Agilität bis ins hohe Alter erhalten kann: Bildung, Selbstwirksamkeit und Bewegung. Den Zusammenhang zwischen den letzten zwei wollen wir uns heute ansehen. Sehen wir uns zuerst den Begriff der Selbstwirksamkeit an. Das Lexikon der Psychologie hat folgende Definition dafür:
Unter Selbstwirksamkeit (self-efficacy beliefs) versteht die kognitive Psychologie die Überzeugung einer Person, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können. Geprägt wurde der Begriff von dem amerikanischen Psychologen Albert Bandura.
Stehen Bewegung und Selbstwirksamkeit in einem Zusammenhang?
Die Universität Leeds kam in einer Studie 2004 zum Ergebnis, dass Menschen, die Sport betreiben nicht nur produktiver sind, sondern mit mehr Selbstvertrauen an ihre Aufgaben herangehen.
Das Bewegung dafür sorgt, dass positive Dinge für unser Gehirn passieren, ist bekannt. Hier weisen wir gerne auf die Artikel der letzten Wochen hin. Verantwortlich sind hier Wachstumsfaktoren, die durch Bewegung die Blut-Hirn-Schranke passieren und so regenerativen Prozesse in unserem Gehirn einleiten.
Wichtig dabei sind folgende Dinge: Dosis, Intensität und die Steigerung der beiden vorhergehenden Punkte müssen passen. Als Trainer*innen haben wir nämlich auch gesehen, dass ein Übermaß an Bewegung Selbstvertrauen, ganz zu schweigen von Selbstwirksamkeit, zerstören kann, das man dann erst wieder aufbauen muss. Wir haben auch gesehen, dass viele einfach zu weich mit sich sind und Weltmeister, Ausreden zu finden. Für diese beiden sehr unterschiedlichen Gruppen gelten beim Thema Bewegung unterschiedliche Regeln.
Der „ich mag eigentlich keinen Sport, aber ich weiß, dass es mir gut tut Typ“
Eines vorweg: Die Einstellung ist absolut ok und die Welt wäre bedeutend langweiliger, wenn nur Sportler*innen in ihr existieren würden. Dennoch müssen wir als Trainer*innen ein kurzes, ernstes Wort mit Euch reden:
Zwei Stunden Bewegung die Woche. Das ist die Unterkante. Am Ende des Jahres sind das 104 Stunden an Investment in einen gesunden Körper und Eure Selbstwirksamkeit: Das Gefühl diese an sich banale Herausforderung geschafft zu haben, wirkt sich bei den meisten unserer betreuten Menschen auf andere Lebensbereich aus. Und das sollte Sport eigentlich in allererste Linie für alle leisten. Das Gefühl „Ich schaffe das.“
Ambitionierte Sportler*innen
Übertreibung kann auch die erste Gruppe treffen. Gerade wenn Du immer wieder einen Anlauf unternommen hast, Sport in Dein Leben zu implementieren und nach wenigen Wochen aufgehört hast, kann Überforderung ein Grund gewesen sein. Überforderung, also punktuelle Überforderung sollte ambitionierten Sportler*innen vorbehalten sein. Du darfst von der Workload weniger machen und hier helfen wir Dir gern.
Zu den Sportler*innen unter Euch. Hier sollten sich alle angesprochen fühlen, die Marathon laufen oder einen Triathlon bestreiten wollen. Es ist möglich, aber das Prinzip der Allmählichkeit bei der Steigerung und des alles zu seiner Zeit ist von großer Bedeutung. Hier wiederholen wir uns gebetsmühlenartig, aber ein Bewegungsprogramm oder ein Trainingsplan muss immer die Begabung, den Status quo, soziale, finanzielle und zeitliche Ressourcen berücksichtigen. Gerade, wenn es in den Bereich der sportlichen Leistungsentwicklung geht und daher punktuelle Überlastungen stattfinden müssen, muss hier dieses große Ganze beachtet werden. Wann werden Spitzen gesetzt und ist die erforderliche Erholung eingeplant? Sport ist für Euch eine Schule der Selbsterkenntnis und der der Einsicht in das Mögliche und (noch) nicht Mögliche.