Wie können Führungskräfte sinnvoll unterstützen und präsent sein
War die erste Zeit im Homeoffice vor allem von technischen Schwierigkeiten, der Einrichtung des Arbeitsplatzes und dem Schaffen von neuen organisatorischen Rahmenbedingungen geprägt, heißt die neue Herausforderung für Führungskräfte nach mehr als einem Monat häuslicher Isolation nun die neuen Strukturen aufrechtzuerhalten, gegebenenfalls zu verbessern und Mitarbeiter*innen zu motivieren und mit ihnen im Austausch zu bleiben.
KEINE KONTROLLE
Wahrscheinlich hatten Sie zu Beginn der Krise häufiger mit Ihrem Team Kontakt als normalerweise. Neue Aufgaben, neue Abläufe mussten besprochen und koordiniert werden und der Bedarf an Anleitung und Orientierung war hoch. Halten Sie auch jetzt weiterhin regelmäßigen Kontakt mit Ihrem Team, aber machen Sie keine Kontrollanrufe. Sollte jemand einmal nicht sofort abheben, gehen Sie davon aus, dass die Person gerade auf der Toilette ist und nicht auf der faulen Haut liegt.
ZIELE UND DEADLINES
Anstatt Ihr Team mit Kontrollanrufen zu stören, weil aktuell der Besuch im Büro wegfällt, setzen Sie mit Ihrem Team klare Ziele und Deadlines. Etappenziele helfen Ihnen auf der einen Seite den Überblick über den Fortschritt zu bewahren und auf der anderen Seite sorgen Sie bei Ihrem Team für Etappenerfolge und können die Motivation steigern.
ERREICHBARKEITEN DEFINIEREN
Machen Sie das Thema Erreichbarkeit zum Thema und klären sie gegenseitige Erwartungen und auch Möglichkeiten ab. Vielleicht auch wichtig anzugeben, wann Sie selbst erreichbar sind und ob z.B. eine „Sprechstunde“ für Fragen, die sonst zwischendurch gestellt wurden, hilfreich wäre.
VERTRAUEN UND ANERKENNUNG
Eine gute vertrauensvolle Beziehung ist der Grundstein für gute Zusammenarbeit. Zeigen Sie sich zuversichtlich, dass Ihr Team auch zuhause gewissenhaft seinen Aufgaben nachgeht und gestehen Sie einen Vertrauenvorschuss zu. Eine Führungskultur, die auf eigene Entscheidungen und selbständige Arbeit setzt, erhöht die Produktivität und Kooperationsbereitschaft.
FÜHRUNG AUF AUGENHÖHE
Binden Sie Ihre Mitarbeiter*innen in Entscheidungen ein und lassen Sie diese auch selbst Entscheidungen treffen. Je weiter oben in der Hierarchie entschieden wird, umso länger dauert die Umsetzung und umso träger werden Prozesse. Führen Sie auf Augenhöhe und stehen Sie Ihrem Team eher coa- chend als anweisend zur Seite, Ihr Team genießt dadurch mehr Wertschätzung, Selbstständigkeit und Gestaltungsspielraum. Und Sie als Führungskraft stehen weniger unter dem Druck die alleinige Ver- antwortung zu tragen und alles immer genau im Überblick haben zu müssen. Jede Führungskraft kann sich jetzt glücklich schätzen, wenn ihr Team selbstständig und eigenverantwortlich arbeitet, weil es nicht nur das passive Befolgen von Anweisungen gewohnt ist.
TRANSPARENZ
Auch wenn sich viele bereits an die neue Situation gewöhnt haben und erste Ängste und Sorgen am Abklingen sind, schwingt nach wie vor die Unsicherheit mit, wie es wohl in Zukunft weitergehen wird. Kommunizieren Sie also klar und transparent, was Sie wissen, was Sie noch nicht wissen und wann Sie davon ausgehen, dass Sie das wissen werden, was Sie aktuell noch nicht wissen. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter*innen nicht im Dunkeln tappen, so können Sie sich besser auf Ihre Aufgaben konzentrieren.
STABILITÄT UND ROUTINEN
Sorgen Sie durch regelmäßige Video-Konferenzen und „gemeinsame“ Aktivitäten für neue Routinen und damit Stabilität. Zeigen Sie dadurch Präsenz und hören Sie bewusst und aufmerksam zu. Gerade in Video-Konferenzen kann es passieren, dass man mögliche Sorgen und Ängste der Mitarbeiter*innen nicht so schnell erkennt, wie man das sonst tun würde.
LESSONS LEARNED
Besprechen Sie die Arbeit im Remote-Modus, jetzt ist die Zeit eventuell veraltete Prozesse abzuändern und den neuen Bedürfnissen anzupassen. Geben Sie Ihrem Team die Gelegenheit, um darüber zu reflektieren und mögliche Verbesserungsvorschläge einzubringen und nutzen Sie die Chance zur Weiterentwicklung. Setzen Sie also mit Ihrem Team auf gemeinsames Lernen und Finden von Lösungen, das Entwickeln neuer Prozesse und die Gestaltung besserer Zusammenarbeit (auch aus der Distanz).
PODCASTS UND VIDEOBOTSCHAFTEN
Um Ihre Mitarbeiter*innen auf Dauer bei Laune und informiert zu halten, greifen Sie auf neue, eher ungewöhnliche Methoden zurück und nehmen Sie Podcasts oder Videobotschaften auf. Dies eignet sich vor allem, wenn der eigene Verantwortungsbereich sehr viele Mitarbeiter*innen umfasst und man gerne für jeden präsent sein möchte. Inhalte solcher Podcasts und Videonachrichten können lustiger aber auch ernsthafter Natur sein, zum Beispiel eigene witzige Erfahrungen aus dem Homeoffice, Motivationsansprachen, aber auch Informationen über die aktuelle Lage und wichtige Unternehmensentscheidungen.
VISION FÜR DIE ZUKUNFT
Geben Sie darüber hinaus einen Ausblick, wie die nahe Zukunft aussehen könnte und wie Sie sich den Weg dorthin vorstellen – mit dem Fokus, wie jeder Einzelne mit seinen Stärken und Kompetenzen zu einem guten Gelingen beitragen kann. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter*innen Ihre Vision ergänzen und lenken Sie so die Energie auf das positiv Machbare und geben Sie Orientierung.