Resilient in und durch Krisen
Gestärkter Umgang mit Veränderungen
Resilienz bezeichnet allgemein die psychische Widerstandsfähigkeit, trotz negativer Erfahrungen und Belastungen gesund zu bleiben und sich nicht unterkriegen zu lassen.
Resilienz ist nicht „die eine Fähigkeit“, sondern es handelt sich um ein Bündel von Fähigkeiten und Eigenschaften. Auch wenn manche Menschen von Geburt an widerstandsfähiger sind als andere, so kann man doch viele der Kompetenzen, die eine resiliente Person ausmachen, erwerben und entwickeln.
Es geht darum zu lernen, Situationen, die man nicht ändern kann mit Akzeptanz und Optimismus gegenüberzutreten, bei Schwierigkeiten und Konflikten die Opferrolle zu verlassen und hin zu einer aktiven Übernahme von Verantwortung für sein eigenes Verhalten zu gelangen. Hierbei ist es ebenso wichtig, Ziele und Lösungen zu entwickeln, diese im Blick zu halten und weiter zu verfolgen.
(REALISTISCHER) OPTIMISMUS UND FOKUS AUF POSITIVES
Resiliente Menschen unterscheiden sich von anderen, indem sie in einer Krise zuversichtlich sind, dass es auch wieder anders werden wird, das Krisen zeitlich begrenzt sind und überwunden werden können. Selbstverständlich sollten die eigenen Überlegungen der Realität angemessen sein und nicht naiv davon ausgegangen werden, dass sich alles ohne eigenem Zutun ins Positive entwickelt.
Bezogen auf die aktuelle Situation, kann es hilfreich sein, sich vor Augen zu halten, dass es mittlerweile einige Länder gibt, in denen die Entwicklungen sehr positiv verlaufen und in denen Ausgangsbeschränkungen bereits wieder aufgehoben wurden. Versuchen Sie deshalb auch den Fokus auf Positives zu lenken und die Zeit, die Sie jetzt vielleicht durch die häusliche Isolation gewonnen haben, für sich zu nutzen. Machen Sie Dinge, für die Sie bisher nicht die Zeit gefunden haben. Versuchen Sie auch im Negativen das Positive zu sehen und die Krise als eine Chance wahrnzunehmen. Wofür könnte diese Erfahrung für Sie gut und hilfreich (gewesen) sein, was könnten Sie für sich selbst für einen Nutzen daraus ziehen?
Aber natürlich ist es auch in so einer außergewöhnlichen Situation normal, in einem ersten Moment Angst zu spüren. Es geht mehr darum, dass die Angst nicht überhand nimmt und sich zu überlegen, wie man in einem weiteren Schritt mit der Situation umgehen kann.
AKZEPTANZ
Es gibt immer wieder unsichere und unwägbare Situationen im Leben. Wenn Sie lernen dies zu akzeptieren und anzunehmen, können Sie damit besser umgehen, anstatt Ihre wertvolle Energie in Verdrängen oder Widerstand zu investieren. Dabei geht es nicht darum, dass man die aktuelle Situation und die dadurch ausgelösten Gefühle toll finden muss, es geht vielmehr darum der Tatsache und den Gefühlen bedingt Raum zu geben, weil der Kampf gegen sie sie nur stärker machen würde. Denn was nützt einem der Kampf gegen eine Sache, der dieser Kampf egal ist?
Wenn ich es nicht ändern kann, vielleicht kann ich es für mich nutzbar machen? Was hat sich durch die Situation für mich verbessert – Zeit nehmen, überlegen und einfach aufschreiben.
ERHOLUNG UND ENTSPANNUNG
Um in Krisen resilient bleiben zu können, ist es wichtig sorgsam mit den eigenen Ressourcen umzugehen, den eigenen Energiehaushalt zu kennen und im Blick zu behalten. Wer sehr aufgeregt und angestrengt ist, hat oftmals nicht die nötige Kraft und Ruhe, um in einer Krisensituation die notwendige Gedanken- und Impulskontrolle vorzunehmen. Füllen Sie deshalb immer wieder auch Ihre Kraftquellen auf und sorgen Sie für ausreichend Entspannung und Erholung in der gerade so hektischen Phase Ihres Lebens. Was sind kleine, realistische Schritte, um Energiespender zu vermehren und Energieräubern die Kraft zu entziehen? Wo und wie könnten Sie Zeit für sich finden, Zeit zum Abschalten?
LÖSUNGSORIENTIERUNG UND OPFERROLLE VERLASSEN
Weniger resiliente Menschen fühlen sich in der momentanen Situation in der Opferrolle gefangen und hilflos den äußeren Umständen ausgeliefert. Auch resiliente Menschen haben „Opfergefühle“ wie „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, „Ich kann nicht…“, ohne allerdings lange in diesen Gefühlen zu verharren. Versuchen Sie sich zunächst einmal auf das zu konzentrieren, was gerade ist, was Sie ge-rade jetzt zeitlich tun, fühlen oder spüren. Durch das bewusste Erleben dieser Gefühle finden Sie zu Denk- und Handlungsansätzen wie „Ich werde es folgendermaßen versuchen“, „Ich probiere es so…“. Nach dem Motto: „Wie kann es gehen, wie kann ich die Situation meistern, wie bekomme ich wieder Kon-trolle über mein Leben…“ – das entspricht einem lösungsorientierten Zugang.
VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN UND SELBSTWIRKSAMKEIT
Ist es dann gelungen die Opferrolle zu verlassen, ist es wichtig sich an dem zu orientieren, was man aktuell selbst beitragen kann, um die Situation bestmöglich für sich zu gestalten. Nun heißt es die Realität reinbringen, sich einen Plan zu machen und in Lösungen zu denken. Sind Sie aktuell wirklich gefährdet? Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Gibt es etwas, das Sie dagegen tun könnten? Versuchen Sie das lähmende Katastrophendenken zu unterbinden und machen Sie sich stattdessen einen konkreten Plan zur Krisenbewältigung.
Was kann ich aktuell tun, dass es mir gut geht? Was brauche ich, damit ich mich gut fühlen kann? Habe ich bestimmte Ziele, die ich verfolgen möchte? Gibt es Menschen, die mir wichtig sind und deren Kontakt mir jetzt gut tut? Hilft mir Sport oder gesunde Ernährung?
Es geht darum sich seine Gestaltungsmöglichkeiten bewusst zu machen.
Gehören Sie beispielsweise nicht zu der gefährdeten Personengruppe, halten Sie sich an die empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen und helfen Sie jenen, die Ihre Hilfe jetzt brauchen. Aktiv werden hilft nicht nur anderen, sondern auch dem Helfenden. Sie kommen so aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus und werden wieder handlungsfähig. Es ist wichtig, Erfahrungen zu machen, bei denen man aufgrund eigener Tätigkeiten und Kompetenz eine positive Veränderung der Umwelt bewirkt.
SOZIALES NETZWERK
Resiliente Menschen greifen auf die Hilfe durch ihre sozialen Netzwerke zurück. Diese geben emoti-onale Stabilität und das Gefühl, einen festen Platz im Leben zu haben. Das erfordert allerdings die Bereitschaft, sich auf verschiedenste Menschen einzustellen, ohne sich selbst zu verbiegen. Halten Sie also auch jetzt Ihre sozialen Kontakte aufrecht – aber so, dass es auch für Sie und zu ihrer aktuellen Situation passt.
ZUKUNFTSPLANUNG
Um Krisen in Zukunft resilient begegnen zu können, ist eine umsichtige Zukunftsplanung erforderlich, in der bisherige Erfahrungen und Lösungsversuche miteinbezogen werden. Dabei kann es sinnvoll sein sich seine aktuelle Situation, hilfreiche Bewältigungsstrategien, aber auch Rückschläge und Men-schen, die einen bei der Überwindung der Krise geholfen haben zu notieren. In künftigen Krisensitua-tionen kann man sich dann schwarz auf weiß vor Augen halten, dass sich auch aus einer anfangs aus-weglos wirkenden Lage ein Weg finden lässt.