Mache ich etwas falsch? …. Nein!
Wir (Gabriel und Christophe) wurden im Rahmen unseres Vortrags „Schlaf Dich gesund“ von einem Zuhörer gefragt, ob er etwas falsch macht, weil er sich am Morgen abgeschlagen, nicht fit und alles andere als leistungsbereit fühlt. Dazu muss man sagen, dass man natürlich schon am Vortag eine Menge falsch machen kann, so dass der oben beschrieben Zustand tatsächlich selbst verschuldet ist. Eine Auswahl der komplett falschen Verhaltensweisen:
Zu wenig Bewegung
Auch wenn Dein Job geistig sehr anstrengend ist, solltest Du darauf achten, mindestens Deine 10.000 Schritte im Tageslicht zu gehen, um die hormonelle Ausgangslage zu schaffen, überhaupt gut schlafen zu können.
Zu viel Essen am Abend
Die letzte große Mahlzeit sollte 2, besser noch 3 Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Der Körper muss sonst noch mal „hochfahren“, die Körpertemperatur steigt wieder und dies verschlechtert die Schlafqualität immens.
Künstliche Lichtquellen – Bildschirme!
Handy, Fernsehen, Laptop sollten gar nicht erst ins Schlafzimmer mitkommen. Auch wenn es Blaulichtfilter gibt, reißen uns E-Mails, Likes, allfällige Shitstorms und weiter Quellen diverser Ärgernisse aus dem so notwendigen Gleichgewicht wenn wir runterkommen sollten.
Alkohol
Alkohol wird gerne als Mittel zur Entspannung und Einschlafhilfe verwendet, was vollkommen klar ist, weil man sich nach ein paar Schlucken meist auch besser fühlt. Fakt ist, dass es keine gesunde Menge Alkohol gibt, wie das gerne in Österreich propagiert wird.
Wichtig: Er mindert die Qualität der Tiefschlafphase deutlich und es ist gerade diese, die uns das Gefühl der subjektiven Erholung gibt.
Das soll kein Trinkverbot sein, aber Bewusstsein schaffen. Wir sind alle erwachsen sollten aber wissen: Keine Wirkung ohne Nebenwirkung.
Mach ich jetzt was falsch, wenn…
…ich mich in der Früh trotz aller richtigen Verhaltensweisen nicht großartig fühle?
Nein. Es kann sein, dass Du tatsächlich alles richtig machst und einen mustergültigen Lebensstil führst und der Morgen tatsächlich nicht Deine Zeit ist. Es kann sein dass, Du ein bis zwei Stunden Anlaufzeit brauchst und Deine produktivsten Momente trotzdem in der Nacht stattfinden. Du machst nichts falsch. Du bist einfach ein Nachtmensch.
Leider leben wir derzeit wieder in einem „Nur der frühe Vogel fängt den Wurm“-Paradigma, in dem die Lebensgewohnheiten rasend erfolgreicher Menschen dargestellt werden, die sehr früh aufstehen. Wir werden diese nicht mit Namen würdigen, sondern erfolgreiche Morgenmuffel anführen:
Winston Churchill hatte einen Anlaufzeit von 7:30 bis 11:00, in der er nicht gestört werden wollte.
Gerhard Schröder war laut Mitarbeitern bis Mittag nur unter hohem Risiko ansprechbar.
Simone de Beauvoir begann ihren Tag langsam gegen 10 Uhr vormittags.
Aber ich muss arbeiten!
Natürlich können wir uns nicht immer aussuchen, wann unser Tag startet und zum Erwachsenenleben gehört ein gewisser Grad an Fremdbestimmung. Trotzdem ist die Frage Morgenmensch/Nachtmensch bei uns fest verankert und viele Tipps für Morgenmuffel lesen sich für mich wie eine Anleitung, wie man am Gras ziehen soll, damit es schneller wächst: Komplett sinnlos.
Was kann helfen?
Als Nachtmensch und Leistungssportler mit vielen frühen Startterminen (Wieso eigentlich?!) und heute Trainer, der viele Nachtmenschen betreut, habe ich nur diese 3 Tipps:
1) Akzeptanz, wie Du bist.
2) Möglichst optimal, nicht perfekt, danach handeln.
3) Keine Angst vor Morgenterminen! Punktuell kannst Du als Nachtmensch auch am Morgen sehr gute Leistungen abliefern. Professionalität heißt nicht Begeisterung, sondern Leistungsabgabe, auch wenn die Umstände eben nicht gut für Dich sind.