Krafttraining bei Diabetes mellitus Typ 2
Es ist schon länger bekannt, dass Sport bei Diabetes hilfreich ist, Insbesondere die positiven Effekte von Ausdauersport in der richtigen Intensität haben wir letzte Woche erörtert. Dass Krafttraining ebenso positive Effekte bringen kann war bis vor kurzem weniger bekannt. Warum das so ist und wie Du diese Effekte (präventiv) einsetzten kannst, erfährst Du hier.
Allgemeines
Neben einer genetischen Disposition sind Bewegungsmangel und Adipositas die Hauptgründe für eine Erkrankung bei Typ 2 Diabetes. Eine frühzeitige Erkennung ist wichtig, da bei verzögerter Diagnosestellung, neben den akuten Komplikationen der Hyperglykämie, diabetische Folgeerkrankungen vor allem durch Makro- und Mikroangiopathie sowie Neuropathien drohen: Nerven und Blutgefäße werden geschädigt. Über 7% aller Deutschen weisen bereits einen manifesten DM Typ 2 auf. Dies trifft vor allem auf ältere Bevölkerungsschichten zu; in der Gruppe der über 70-jährigen Frauen sind bereits mehr als 20 % an einem DM Typ 2 erkrankt.
Bedeutung des Krafttrainings bei Diabetes Mellitus 2
Mit zunehmendem Alter ist aufgrund orthopädischer oder neurologischer Komorbiditäten das Krafttraining eine wichtige zusätzliche Sportoption oder möglicherweise sogar die einzige Möglichkeit zu regelmäßiger körperlicher Aktivität. Zwar nimmt die Kraft ab dem 30. Lebensjahr langsam kontinuierlich und später deutlich schneller ab; allerdings ist die Kraft auch im Alter sehr gut trainierbar. Krafttraining bewirkt eine Verbesserung des Glukosetransport in die Muskelzelle und hilft so, Diabetes vorzubeugen oder die Situation von Erkrankten zu verbessern.
Krafttraining spielt ebenso eine Rolle bei der Abnahme des abdominellen Fettanteils, der eine zentrale Rolle in der Pathogenese der Insulinresistenz einnimmt. Die Reduktion der Fettdepots durch körperliche Mehraktivität führt zu einer Verbesserung der Insulinresistenz. Obwohl der Effekt des Ausdauertrainings hier höher ist, sind doch signifikante und dauerhafte Reduktionen viszeralen Fettanteils nach Krafttraining nachgewiesen.
Warnung
Durch die gleichzeitige Zunahme an Muskelmasse konnte jedoch im gewählten Untersuchungszeitraum durch reines Krafttraining zumeist keine Abnahme des Body Mass Index (BMI) verzeichnet werden. Diese Tatsache muss immer bereits im Vorfeld kommuniziert werden, um Frustrationen und Trainingsabbrüche zu vermeiden. Die entscheidenden Prozesse passieren in der Zelle und sind erst später sichtbar und auf der Waage messbar. Für die Praxis
In aktuellen wissenschaftlichen Stellungnahmen spricht sich sowohl die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) als auch die American Diabetes Association (ADA) für Krafttraining aus.
Folgende Empfehlungen sollten beachtet werden:
1) Das Training sollte mindestens 3x/Woche stattfinden
2) Da der akute Einmaleffekt der körperlichen Aktivität auf die Insulinresistenz nach 48 h weitgehend abgeklungen ist, sollte das Training mindestens jeden 2. Tag erfolgen.
Dies ist vor allem für Patienten unter Insulintherapie oder oralen Antidiabetika mit potentieller Hypoglykämiegefahr bedeutsam.
3) Das Training sollte alle großen Muskelgruppen involvieren
4) Es sollte mit moderater bis hoher Intensität durchgeführt werden (70 – 80 % des 1-maligen Wiederholungsmaximums (Höhere Intensitäten 80 – 100 1 RM sind potentiell für die Blutzuckereinstellung günstig aber nicht für alle Patienten praktikabel)
5) Bei Fehlen von Kontraindikationen sollte Ausdauertraining immer mit Krafttraining kombiniert werden, da sich synergistische Effekte auf Blutzucker und weitere metabolische Risikofaktoren nachweisen lassen.
Zum Schluss
Vor dem Start eines jeden Trainingsprogramms sollte eine ärztliche Untersuchung erfolgen!
Viel Spaß beim Training!