Gesunder Geist in gesundem Körper?
„Mens sana in corpore sano.“ Steckt ein gesunder Geist in einem gesunden Körper? Fakt ist, dass Juvenal in seinen Satiren ein Wunschdenken formuliert hat, da immer nur der Nebensatz zitiert wird. Der vollständige Satz „orandum est, ut sit mens sana in corpore sano“ heißt nämlich „Man muss beten, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper ist.“
Tatsächlich aber kann man mehr als beten. Man kann tatsächlich etwas dafür tun und zwar trainieren. Von Bewegung profitiert nämlich nicht nur unser Körper, sondern auch unser Geist.
Sehen wir uns an, was die Wissenschaft dazu sagt.
Sport – mehr als nur Training für die Muskeln
Wenn es nach dem Psychiater und Havardprofessor John Ratey geht, sind die Effekte von Training auf Herz, Lunge und Muskeln nur die Nebeneffekte. Die Effekte, die Bewegung auf das Gehirn hat, sind für ihn wesentlich bemerkenswerter. So stellt das Californian Department of Education eine Korrelation zwischen physischer Fitness und Schulerfolg fest. Und weiter: Studien, die geistig leistungsfähige Menschen im hohen Alter untersucht haben, konnten drei Gemeinsamkeiten herausarbeiten: Bildung, Selbstvertrauen(Wirksamkeit) und Bewegung.
Woher kommen wir?
Den überwiegenden Teil seines Daseins hat der Mensch als Jäger und Sammler gelebt. Er musste sich im Schnitt 8 bis 16 Kilometer pro Tag bewegen, um zu Nahrung zu kommen. Diese Bewegung und die in der Jagd entwickelten und für das Überleben notwendigen Problemlösungsfähigkeiten haben sich, so die wissenschaftliche Annahme, parallel entwickelt. Lernen und Bewegung gehören evolutionär zusammen. So weist Harari in seinem Buch „Sapiens“ darauf hin, dass die Gehirnvolumina in Jäger und Sammler Gesellschaften größer gewesen sind als bei Ackerbaugesellschaften und der unseren heutzutage.
Was passiert in unserem Kopf?
Was passiert aber nun aber nun in unserem Gehirn, wenn wir davon sprechen, dass Bewegung unser Gehirn in den richtigen Zustand bringt, um zu lernen oder zu arbeiten?
Was konkret löst die positiven Einflüsse auf Merkfähigkeit, Konzentration und Verhalten aus?
Zunächst müssen wir der Frage auf den Grund gehen, was Lernen biologisch eigentlich ist. Lernen, ob eine Bewegung oder eine Vokabel ist eine Vernetzung von Synapsen, die durch Wiederholung stärker wird. Üben wir etwas öfter bleibt diese Verbindung bestehen oder wird stärker, pausieren wir zu lange wird sie schwächer. Bewegung kann uns helfen, diesen Prozess zu unterstützen.
Bewegung als Dünger für das Gehirn
Wir wissen, dass durch Bewegung, Wachstumsfaktoren gebildet werden, die bei der Vernetzung und Bildung neuer Nervenzellen eine gewichtige Rolle spielen. Das sind BDNF IGF1, VEGF und FGF2. Während des Trainings strömen diese Faktoren durch die Bluthirnschranke ins Gehirn und helfen dabei, Neuronen zu erhalten, zu vernetzen und neu zu bilden. So kann Information besser aufgenommen, verarbeitet, gespeichert und in den Kontext gerückt werden. Kurz: Lernprozesse werden so erleichtert und gefestigt.
Was haben wir davon?
Die Auswirkungen davon wurden ebenso gemessen. Deutsche Wissenschaftler fanden heraus, dass Menschen, die sich kurz vorher sportlich betätigt hatten, Vokabel 20 Prozent schneller lernten als ohne Bewegung. Allerdings zeigt der Versuch auch, dass Sport allein nicht reicht. Es muss dafür auch gelernt werden. Das geht aber durch Bewegung einfach besser.
Was soll ich trainieren?
Das bringt natürlich die Frage auf, welcher Trainingsplan uns optimal auf den nächsten Geniestreich vorbereitet. Es ist erwiesen, dass schon nach 30 Minuten laufen oder gehen bei 70 bis 80 Prozent des Maximalpulses Neurotransmitter und die oben genannten Wachstumsfaktoren in unserem Gehirn aktiv werden.
Ideal ist, wenn das Ausdauertraining durch eine koordinativ anspruchsvolle Sportart ergänzt wird. Anspruchsvolle koordinative Aufgaben helfen nämlich dabei, noch komplexere synaptische Netzwerke zu bilden, die dann auch für andere Lebensbereiche genutzt werden können. Für unser Gehirn ist also eine Kombination von Ausdauer- und Koordinationstrainings ideal.
Nächste Woche
Nächste Woche erfährst Du, was bei Stress in unserem Gehirn passiert und wie Du seine negativen Folgen mit Bewegung in Schach halten kannst.
Referenzen
- Ratey, J. J. (2013). Spark. The revolutionary new science of exercise and the brain. Little, Brown & Company.
- Harari, Yuval N. author. (2015). Sapiens : a brief history of humankind. New York :Harper,