Fasten als Allheilmittel?
In unseren Breiten sind wir gerade jetzt wieder mit der Fastenzeit konfrontiert und viele von uns versuchen sich darin, Verzicht zu üben: Ob weniger Alkohol, kein Fleisch oder weniger Kaffee, wir alle kennen die Vorsätze. Manche halten sich daran, manche nicht. Was sind aber die Effekte von Fastenkuren und gibt es diese überhaupt?
Was ist Fasten überhaupt? Das klassische Fasten folgt einem einfachen Prinzip. Außer Wasser darfst Du nichts zu dir nehmen. Dies machst Du zwei bis 3 Wochen je nach Therapieform auch länger und der Vorgang muss ärztlich begleitet sein. Man verspricht sich davon einen Selbstheilungsprozess, der Gelenkbeschwerden, Allergien, Asthma und viele andere chronische Krankheiten heilen soll. Doch wieviel ist an diesen Versprechungen dran und wo liegen die Risiken? Fangen wir mit einem kurzen historischen Abriss an.
Psychisch Kranke in der Sowjetunion:
Die ersten Beobachtungen zur Wirkung von Fasten fanden zufällig in einem Sanatorium für psychisch Kranke statt, die Nahrung verweigerten. Anstatt, wie damals üblich, zur Zwangsernährung überzugehen ließen Ärzte unter Beobachtung den Patienten ihren Willen und stellten zu ihrem Erstaunen fest, dass sich ihre Symptome besserten.
Damals nur nebenbei fiel auch auf, dass körperliche Beschwerden wie Rheuma, Asthma oder Gicht besser wurden. Widerstände von Teilen der Ärzteschaft konnten in umfangreichen Studien beseitigt werden und führten zu Erkenntnissen, die bis zum heutigen Tag nicht übersetzt wurden.
Deutschland und die Zivilisationskrankheiten:
Parallel dazu und Jahre später wurden ähnliche Untersuchungen in Europa durchgeführt und mit ganz ähnlichen Ergebnissen, die belegen, dass Zivilisationserkrankungen besser in Schach gehalten werden können.
USA Fasten und Krebstherapie:
Wenngleich die Untersuchungen aus der Sowjetunion bei Krebs eine Kontraindikation gegen das Fasten festgestellt haben, untersuchten Forscher in den USA die Wirksamkeit von Fasten in der Krebstherapie. Erkenntnis: Chemotherapien sollen durch Fasten wirksamer sein als mit normaler Kost.
Skepsis, Gefahren, Allheilmittel? Eine Zusammenfassung:
Oft wird auch auf die Gefahren von Fastenkuren hingewiesen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ein solch radikaler Schritt ärztlich begleitet werden muss. Grundsätzlich werden schon am ersten Tag die Glukosespeicher des Körpers abgebaut, in einem nächsten Schritt die Proteinreserven schonender verbraucht und der Körper baut vornehmlich Fette ab. Diese Prozesse leiten eine sogenannte Salutogenese ein, die Ärzte zwar beschreiben aber noch nicht vollständig erklären können. Entwicklungsgeschichtlich lässt sich dies so erklären, dass Fastenperioden oft eine Normalität dargestellt haben und unsere Körper mit Überfluss wohl schlechter umgehen können, als mit gelegentlichen Fastenperioden.
Wichtig ist es auch Ärzten, die Fastenkuren verschreiben, dass nicht alle Beschwerden durch Fasten vollständig verschwinden. Medikamente müssen mitunter trotzdem weiterhin genommen werden, auch wenn sich der Zustand des Patienten stark verbessert hat.
Am Ende ist ein großer (subjektiver) Nachteil, dass Fasten Zeit braucht und nach einer großen Umstellung verlangt, zu der man bereit sein muss. Der Lohn dafür ist, dass man sich selbst besser kennenlernt und in jedem Fall etwas für seine Gesundheit getan hat.
Wer gerade eine Stunde Zeit hat, kann sich dies gerne ansehen
https://www.arte.tv/de/videos/043980-000-A/fasten-und-heilen/