Buchtipp: Lost Connections
Der britische Journalist Johann Hari leidet sein ganzes Leben unter Depressionen, bekommt Medikamente dagegen und fühlt sich nicht besser. Zumindest nicht auf lange Sicht. Er beginnt eine Reise, die ihn an verschiedene Orte dieser Welt führt, redet mit Ärzten, Therapeuten, Sozialarbeitern und Betroffenen und merkt bald, dass es externe Gründe für seine Depressionen gibt. Nicht sein Kopf, sein Gehirn, hat einen Defekt, sondern es reagiert adäquat auf Probleme, die er als Jugendlicher durchlebt hat.
Eines vorweg: Hari versucht nicht den Wert moderner Medizin oder Therapien in Abrede zu stellen. Im Gegenteil: Er selbst reagierte erst äußerst empfindlich auf die Annahme, dass seine Depressionen nicht mit einem Serotoninmangel zu tun hätten, sondern mit seiner
Lebensführung. So richtig diese Diagnose für andere gelten mag, will er in seinem Buch aufklären, dass Änderungen in unserer Gesellschaft oder auch nur auf individueller Ebene dazu führen können, dass wir depressive Phasen haben oder gar in Depressionen verfallen können.
In „Lost Connections“ beschreibt Hari, wie der Verlust von Verbindungen zu Depressionen führen kann und wird dabei in 9 Punkten konkret.
Die Durchführung sinnloser Arbeiten, die Trennung von Menschen, der Verlust von Werten, die uns glücklich machen, Traumata in der Kindheit, Marginalisierung in der Gesellschaft, die Entfernung aus der Natur, der Verlust von Perspektive und schließlich die tatsächliche Rolle von Genen und organischen Änderungen im Gehirn.
Das Buch versteht sich weniger als Ratgeber, wenngleich es Anleitungen zur Selbsthilfe gibt, sondern ist vielmehr die hochinteressante Geschichte einer Reise, die einen historischen, psychologischen und gesellschaftlichen Überblick über eines der Leiden unserer Zeit gibt.
Das Buch heißt im Deutschen „Der Welt nicht mehr verbunden“.