An apple a day…
Es ist bekannt, dass der Verzehr von Obst und Gemüse uns davor schützt, krank zu werden, wie das englische Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away“ schon in Kindheitstagen gesagt hat. Mag uns dieses Wissen heute selbstverständlich erscheinen, ist dieses erst seit kurzem durch die Wissenschaft bestätigt. Umso mehr Studien belegen jetzt allerdings die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit: So zum Beispiel eine Studie aus den Niederlanden (a prospective population-based cohort study), die zeigen konnte, dass koronare Herzerkrankungen durch den Verzehr von ca. 500 Gramm Obst und Gemüse am Tag um 34% reduziert werden konnten.
Warum aber sind gerade pflanzliche Lebensmittel so gut für unsere Gesundheit? Wir wissen, dass Obst und Gemüse uns sehr gut mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. Vitamin C, zum Beispiel, das die Folgen von oxidativem Stress reduzieren kann und so Schäden an der DNA verhindert.
Natürlich bestand dann ein Interesse der Wissenschaft diese Stoffe zu isolieren und in Pillenform anzubieten. Allerdings mit beschränktem Erfolg. Versuche mit solchen Supplementen hatten oft nicht den gewünschten Effekt oder auch den gegenteiligen (failed to demonstrate consistently beneficial effects, shown the opposite).
Einerseits zeigt sich also, dass man wie so oft nicht mit Abkürzungen zum Ziel kommt. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass die Wissenschaftler sich auf die falschen Substanzen konzentriert haben. Heute vermutet man, dass nicht nur Vitamine und Mineralstoffe, sondern auch andere Substanzen in der pflanzlichen Ernährung unserer Gesundheit Vorschub leisten.
Nicola Bondonno hat einen PhD in Ernährungswissenschaften und untersucht kardiovaskuläre Erkrankungen an der University of Western Australia. Ihr Spezialgebiet sind die Effekte von bioaktiven Verbindungen in pflanzlicher Ernährung und wie sich diese auf die Herzgesundheit auswirken. In einer ihrer Studien untersuchte sie die Effekte von Äpfel auf die Endothelfunktion, also Vorgänge auf der Innenseite unserer Blutgefäße (prior randomized controlled trial). Die Teilnehmer wurden dem Zufallsprinzip entsprechend ausgesucht entweder Äpfel mit Schale oder nur deren Fruchtfleisch zu essen.
Nicola Bondonno und ihrer Kolleg*innen fanden dabei erstaunlicherweise heraus, dass die Proband*innen, die den Apfel mit Schale gegessen hatten einen deutliche Verbesserung ihrer Gefäßfunktion verzeichnen konnten, nämlich 0,8 Prozent. Deren Arterien reagierten also besser auf vermehrten Blutzufluss, während die Fruchtfleischgruppe gar keine Verbesserung hatte.
Während es keine Neuigkeit ist, dass die Schale wertvolle Nährstoffe enthält, war lange Zeit nicht klar, welche Nährstoffe den oben beschriebenen Effekt bringen. Es sind dies die Flavonoide, die in der Schale besonders konzentriert sind. Diese gehören zu den Polyphenolen. Deren genaue Wirkung und Wirkungsweise wird uns jetzt erst langsam klar. Fest steht, dass sie entzündungshemmend sind, den Blutdruck reduzieren können und unsere Insulinreaktion auf zuckerhaltige Lebensmittel verbessern.
Wie komme ich am besten zu den Flavonoiden? Was soll ich essen (oder trinken)?
Nicola Bondonno untersuchte aus einem Kollektiv von über 50.000 Menschen aus Dänemark die Effekte von Flavonoiden auf deren Gesundheit. 500 Milligramm brachten in den Untersuchungen schon einen messbaren Effekt für die Gefäßfunktion also möglichen Herzkreislauferkrankungen. 1000 Milligramm schienen einen sehr guten Effekt gegen Krebs zu erbringen.
500 Milligramm nimmt man mit dem Verzehr von, zusammen, einer Tasse Tee, einem Apfel, einer Orange, 100 Gramm Heidelbeeren und 100 Gramm Brokkoli ein.
Sehr wichtig ist die Information Obst und Gemüse möglichst mit der Schale und naturbelassen zu essen. Die so aufgenommenen Ballaststoffe helfen bei der Wirkung der Flavonoide und leisten einen weiteren Beitrag zur Gesundheit. Säfte werden in ihrer Wirkung oft überschätzt. Ihnen fehlen die Ballaststoffe und so können sie den Blutzucker schnell in die Höhe bringen.