Ist sitzen das neue Rauchen?
Wenn es nach James Levine geht, ja! Es sterben mehr Leute an den Folgen des Sitzens als an den Folgen des Rauchens. Sitzen im Übermaß ist gefährlich. Als Trainer wissen wir, dass auch Sportler an den Folgen von langen Sitzperioden leiden. Warum das so ist und was Du dagegen tun kannst, erfährst Du hier.
Sitzen ist evolutionär als Pause von der Bewegung gedacht. 1900 ging der durchschnittliche Arbeitnehmer eine Stunde zu Fuß zur Arbeit und ging meist manuellen Tätigkeiten nach. Sitzen und Nichtbewegung im heutigen Umfang ist evolutionär neu. Bürosessel mit Rollen, das Telefon und das E-Mail reduzieren „unnötige“ Wege und minimieren Bewegung in unserem Alltag. Mit den ersten daraus resultierenden Beschwerden, entsteht eine neue Disziplin: Die Ergonomie.
Heute sitzen wir 13 Stunden, schlafen 8 und bewegen uns dazwischen zu wenig.
Genau hier liegt der Schlüssel, das Aufkommen vieler Zivilisationskrankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Rückenschmerzen zu verstehen: In Gesellschaften, die sich von einer landwirtschaftlich dominierten Wirtschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft wandeln, nehmen diese Beschwerden rapide zu. Der Grund dafür ist die buchstäbliche Sesshaftigkeit. Aber was passiert im Körper eines chronischen Sitzers?
James Levine führte ein Experiment durch, um die Prozesse im Körper besser zu verstehen: Menschen wurden für 8 Wochen angehalten pro Tag ein Extra an 1000 Kilokalorien zu sich zu nehmen. Eine Gourmetköchin wurde engagiert, die Diät musste strikt eingehalten werden und Sport war ausdrücklich nicht erlaubt.
Neben der Kalorieneinnahme wurde die Bewegung im Alltag gemessen. Dabei kristallisierten sich zwei Gruppen heraus. Eine „schlanke“ Gruppe, die nichts und eine Gruppe, die zwischen 7 und 14 Kilogramm zunahm. Was unterschied die beiden Gruppen? Die „schlanke“ Gruppe baute unbewusst mehr Bewegung in Ihren Alltag ein. Sie machte öfter Sitzpausen (und wenn sie nur zum Kopierer gingen oder die Treppen nahmen) Im Schnitt bewegte sich die schlanke Gruppe zwei Stunden mehr.
Folgende drei Parameter waren bei der sesshaften Gruppe messbar verändert: Cholesterin, Blutzucker und Cortisol.
1) Es konnte in Experimenten nachgewiesen werden, dass auch Menschen mit eingangs normalen Cholesterinspiegeln deutliche Anstiege durch erzwungenes Sitzen aufwiesen.
2) Der Körper muss bei Sitzphasen deutlich mehr Insulin produzieren, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Kurz: Übermäßiges Sitzen kann zu Diabetes führen.
3) Stress und der damit einhergehende Cortisolausstoß können bei übermäßigem Sitzen nicht abgebaut werden.
Was können wir also tun?
Bewegung! Bemerkenswert dabei ist, dass es nicht besonders viel und auch nicht besonders hart sein muss, um große Verbesserungen des Wohlbefindens zu erreichen.
1) Versuche deine Sitzperioden stündlich für 5 Minuten zu unterbrechen.
2) Versuche, Dich nach dem Essen für 15 Minuten am Stück zu bewegen. Normales Gehtempo ist schon ausreichend.
3) Wenn es möglich ist, leg Dir einen Laufbandtisch zu. Es hebt Deinen Grundumsatz signifikant an und verbessert Deine Konzentration.
4) Halte Durch! Nach drei Wochen zeigen bist Du in einem neuen Schema. Nach 3 Monaten siehst Du die Unterschiede.
Unsere Buchempfehlung zu diesem Thema: James A. Levine – Get Up! Why Your Chair is Killing You and What You Can Do About It